Mit Maria von Magdala gehen wir zum Grab, um Jesus zu suchen, mit Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, laufen wir zum Grab, um dort Jesus zu begegnen. Aber dort ist er nicht zu finden. „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ So fragen die Männer beim Grab die Frauen, die kommen, um den Leichnam Jesu zu salben. Suchen wir am falschen Ort, haben wir ein falsches Bild von Jesus? Wir suchen am Ort des Todes, und Jesus, wie wir ihn in unseren Vorstellungen präsent haben, ist tot.
Wir rechnen nicht mit dem Lebendigen, dem Auferstandenen. Und kann es da nicht zu leicht geschehen, dass wir ihm ein falsches Bild überstülpen, ihn als jemanden sehen, der er nicht ist? Wir haben unseren Standpunkt, von dem aus wir dem anderen begegnen. Unsere Erwartung formt dann die Wahrnehmung, die oft gegen die Wirklichkeit aufrecht zu erhalten versucht wird.
„Hast du dich verändert, Karl! Du warst doch immer so groß, jetzt kommst du mir so klein vor. Du warst immer so kräftig, jetzt kommst du mir so dünn vor. Blass warst du immer, jetzt aber braun gebrannt.“ Und der Angesprochene sagt mit ein wenig Ungeduld: „Ich heiße gar nicht Karl, ich heiße Fritz.“ Darauf der erste: „Ah, deinen Namen hast du auch geändert.“
Wenn wir mit der falschen Erwartung an Jesus herantreten, können wir ihm nicht gerecht werden. „Er kann nur so sein!“ So heißt es oft, und das falsche Bild bleibt bestehen. Dieses Bild versuchen wir oft krampfhaft festzuhalten. Auch angesichts des klaren Gegenteils lassen wir uns dann nicht berichtigen.
Wir müssen uns beim Namen ansprechen lassen, bei unserem ganz persönlichen Namen, damit wir den sehen und hören, der auferstanden ist und auch uns aus dem Grab führt. Dann kann es zur Begegnung mit dem, der in den Garten, ins Leben auferstanden ist, kommen. Wir müssen ihn bei den Lebenden suchen, im Garten, dem Ort des Lebens. Maria, die glaubt, den Gärtner vor sich zu haben, täuscht sich in der Person, der sie begegnet. Da spricht der Auferstandene Maria mit ihrem Namen an, und sie antwortet mit „Mein Herr!“ Sie erkennt ihn als den Lebenden und den Leben Schaffenden, als Person, nicht als irgendein Prinzip des Lebens. Auferstehung ist nicht etwas Anonymes, sondern ein Auferstehen in die Begegnung.
Das leere Grab, der Auferstandene ist weg, lässt den Auferstandenen nicht erkennen, er wird erlebbar in der Begegnung im Garten, dem Ort des Lebens, im Treffen des Menschen mit dem Auferstandenem.
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