Fronleichnam - Geschichte und Vorgehensweise
Geschichte
Am Beginn des 13. Jahrhunderts lebt ein Mädchen namens Juliane in einem Kloster in der Nähe von Lüttich, in Belgien. Sie wird von Augustiner-Chorfrauen, auf dem Wirtschaftshof erzogen, ist ein wissbegieriges Mädchen, lernt Latein, das Lesen und Schreiben. Das, was sie erfahren und verstanden hat, gibt sie an die einfachen Menschen weiter.
Am liebsten hält sie sich in der Kirche auf. Sie ist fasziniert davon, dass Jesus in der Gestalt des Brotes unter uns gegenwärtig ist. Das Auseinandersetzen mit der Eucharistie bewegt sie sehr tief. Ihre Lieblingsbeschäftigung wird die Betrachtung des Altarsakramentes vor dem Tabernakel. Im Mittelalter war der Kommunionsempfang nämlich nur einige Male im Jahr üblich. Ansonsten wurde der "Kommunionsempfang mit den Augen" gepflegt. Der Priester hob nach der Wandlung Hostie und Kelch hoch. Die Gläubigen sahen das Allerheiligste an. Für Juliane wurde daher besonders jeder Kommunionsempfang zum Festtag.
Mit 16 Jahren hat Juliane Visionen. Immer wieder erscheint ihr das Bild eines leuchtenden Mondes, mit einem schwarzen Fleck. Christus selbst deutet ihr den Sinn. Der Mond bedeutet das Kirchenjahr, die dunkle Stelle bedeutet, dass es an einem Dank- und Sühnefest zu Ehren des heiligsten Altarsakramentes fehlt. Zuerst behält sie diese Geschehnisse für sich.
Als Juliane mit 37 Jahren, 1230, zur Oberin gewählt wird, ist für sie die Zeit reif, an die Öffentlichkeit zu treten. Sie erntet viel Widerspruch. Ihr Auftrag, ein Fest vom Leib des Herrn im Kirchenjahr zu schaffen, scheint zu scheitern. Mit einigen Schwestern verlässt sie das Kloster und lebt als Klausnerin in Fosse. Doch die Idee eines Festes vom Leib des Herrn ist nicht mehr leicht wegzubringen.
Im Jahr 1246 wird in der Kirche St. Martin in Lüttich das erste Fronleichnamsfest gefeiert. Juliane kann nicht dabei sein. Bevor sie stirbt, bringt ein Priester eine Hostie, damit sie sie anschauen kann. 1258 stirbt Juliane. 1264 führt Papst Urban IV, der ebenfalls aus Lüttich stammt, das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche ein.
Durchgesetzt hat sich das Fronleichnamsfest erst nach dem Konzil von Vienne 1311/12.
Am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag, nach der Osterzeit, wird das Fronleichnamsfest (fron - Herr; lichnam - lebendiger Leib) gefeiert.
P. Van Laere sagt, dass wir einmal im Jahr alle Pracht und Schönheit, die wir zur Verfügung haben, zu einem Kranz der Liebe flechten müssen, um jenes Geheimnis, in dem uns Gott so unsagbar nahe ist.
H.S. Braun meint, dass es uns einmal im Jahr mit dem Brot des Lebens auf die Straßen und in die Schöpfung hinaus treiben muss, deren Teil die heiligen Gaben sind - der Anfang der großen Verwandlung.
Es ist uns Menschen oft wenig bewusst, dass Gott unter uns - bei uns- mit uns ist und diese Verwandlung möglich ist, wenn wir uns einlassen, IHN einlassen in unseren Alltag.
Der Hauptakzent liegt auf der Feier der Eucharistie. Erst daraus kann sich die Prozession entfalten, in der das pilgernde Volk Gottes den Leib des Herrn in dankbarer Freude durch den Ort trägt, wo sich das Leben abspielt. Will doch der Herr gerade für unseren Alltag Nahrung sein und Quelle der Zuversicht werden.
Vorgangsweise
4 Stationen – Stadt und Land werden in die 4 Himmelsrichtungen (als die gesamte Welt; alles) durch das 4-fache Evangelium (alle 4 Evangelisten), durch 4-faches Kreuzzeichen mit dem Allerheiligsten gesegnet.
Zur Gestaltung sagt das 2. Vaticanum unter anderem: "Man vermeide sorgfältig alles, was irgendwie die Tatsache verdunkeln könnte, dass es der vornehmliche Wunsch Christi bei der Einsetzung der heiligsten Eucharistie war, sie als Speise, Heilmittel und Stärkung darzubringen."
Als "Thema" für die einzelnen Stationen empfehlen sich (heute) folgende Gedanken:
- Kirche und gesamte Christenheit
- Vaterland und gesamte Menschheit
- Früchte der Erde und Arbeit der Menschen
- Ort und seine Bewohner (Ortssegnung)
1. Station
Mt 22,2-10 – Alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!
- Gleichnis: König, der Gäste zur Hochzeit seines Sohnes ladet; diese bringen Entschuldigungen vor
- KIRCHE – CHRISTENHEIT – EINHEIT _ die Fürbitten sprechen jeweils das Thema aus!
- Eucharistischer Segen
2. Station
Mk 6,34-44 Gebt ihr ihnen zu essen
- Brotvermehrung: 5 Brote, 2 Fische – alle aßen und wurden satt
- Diese Station greift den Hunger in dieser Welt auf – t e i l e n!
- Das gesamte VOLK – die ganze MENSCHHEIT wird satt.
3. Station
Lk 22,14-22 Einsetzungsbericht
Früchte der Erde – BROT und WEIN
4. Station
Joh 1,1-5.9-14 – Im Anfang war das WORT
ORT und seine BEWOHNER
- Bitte um Glaube, Hoffnung und Liebe für die Bewohner
- Gesundheit
- Einigkeit
- dass Gottes heilige Gegenwart die Menschen präge
Ortssegnung:
Mit himmlischem Segen sei gesegnet dieser Ort, und alle die hier wohnen, die Früchte der Erde und die Werke unserer Hände:
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes *
Abschluss der Feier in der Kirche!
Das Kirchenrecht hat immer daran festgehalten, dass die Eucharistie nach der Feier aufbewahrt wird, um Speise für Sterbende, Kranke, sonst an der Feier Verhinderte zu werden.
Auch Gebet vor dem Tabernakel kann davon nicht absehen:
ER wartet darauf, Speise in Freude und in Not zu werden.
Die Feier des Fronleichnamfestes muss als Zentrum den Altar haben, auf dem Leib und Blut bereitet und genossen werden.
Die Bedeutung des (alltäglichen) MAHLES
In nicht wenigen Kulturen haben die Menschen das Essen mit Feierlichkeiten, Riten und Symbolen umgeben; es geht nicht bloß um die Beruhigung eines Grundbedürfnisses, um das Stillen des Hungers.
Das Mahl, das Essen, lässt Menschen Gemeinschaft erleben; dient der Erneuerung und Vertiefung einer Freundschaft. Aus diesem Grund kommt dem Essen auch in der Bibel eine zentrale Bedeutung zu: das Mahl ist ein Zeichen der Gemeinschaft unter den Menschen und mit Gott_ Pashamahl Gedächnis des Urereignisses, des Auszugs aus Ägypten.