Ostersonntag
Wer ich bin / wer wir sind
Schriftstelle
Kolóssä 3, 1–4
Schwestern und Brüder!
Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!
Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.
Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
Impuls
Weiß ich eigentlich selbst so ganz genau, wer ich bin?
Nein, im Gegenteil: Oftmals bin ich mir selbst ein Rätsel. Zum Beispiel, wenn ich mich in Momenten starker Emotion kaum wiedererkenne (positiv oder negativ)...
Was für die einzelne Person zutrifft, gilt auch für die Menschheit als solche: Aus der Gehirnforschung ist bekannt, dass wir Menschen eigentlich noch lange nicht unser volles Potenzial ausschöpfen, das uns zur Verfügung stehen könnte.
Und was bedeutet dann die Aussage der heutigen zweiten Lesung? „…euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott“?
Wenn wir an einen Gott glauben, der unser Innerstes kennt, weil er es sogar geschaffen hat (siehe Psalm 139); wenn wir bekennen: „Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.“ (siehe Gotteslob Nr. 422) ...
…dann ist das Ausdruck des Vertrauens: Wir vertrauen dem Gott des Lebens, der dem Tod nicht das letzte Wort überlässt!
"Tod" steht als Bild für all unsere ungenützten Möglichkeiten;
"Tod" als Bild für alles, was dem Ziel unseres Lebens im Weg steht;
"Tod" als Bild für alles, was ich doch so "gut meinte" und das dann doch nicht "gut" geworden ist.
Zu Ostern feiern wir "Auferweckung", Auferstehung. Der Gott des Lebens – der Gott Jesu Christi – hält uns liebevoll in seinen Händen. Er begleitet uns zum Leben, zum wahren Leben.
Das heißt nicht, dass er uns alle „Stolpersteine“ aus dem Weg räumt. Das bedeutet nicht, dass er uns alle Schmerzen erspart. (Das kann nicht einmal Gott.)
Aber es bedeutet, dass er uns durch all das hindurch begleitet. Dass er unsere Tränen trocknet. Und dass er uns dazu befähigt, unser volles Potenzial zu erkennen.
Weil er ganz genau weiß, was der Mensch ist.
©nikfai