Impuls zum heiligen Martin
Martin, der Patron
Was ist ein Patron?
Das ist jemand, der auf die Seinen schaut.
In einem traditionellen Verständnis ist damit der "Hausvater" gemeint - womit jedoch oft mitgedacht wird, dass Familien in einer ländlichen, agrarischen Kultur nicht nur Lebensgemeinschaft (wie die heutige Kleinfamilie), sondern zugleich immer auch Arbeitsgemeinschaft gewesen sind.
Der Patron in diesem Sinne war der Vorsteher der Hausgemeinschaft, vor allem auch nach außen; zugleich hatte er sich um die Seinen zu kümmern, sie zu schützen, für ihren Unterhalt zu sorgen. Und das betraf dann alle "im Haus" bzw. "am Hof", nicht nur seine Frau und ihre Kinder.
Dieses Verständnis kann heutzutage nur noch bedingt als "Bild" herangezogen werden, weil es den vorherrschenden Gesellschaftsrealitäten nicht mehr entspricht.
Was allerdings sehr wohl auch heute noch gelten kann:
Ein "Patron" ist jemand, der als Identitätsstifter gelten kann (und das, wohlgemerkt, muss nicht automatisch ein Mann sein...).
Alle, die zu dieser Person "gehören" und vor allem auch gehören wollen, sind durch diese gemeinsame Identität verbunden!
Was verbindet Liebende bzw. Freundinnen und Freunde - oder auch Menschen mit einer gemeinsamen Identität?
Nicht so sehr, dass sie einander ansehen; sondern vielmehr, dass sie gemeinsam in dieselbe Richtung blicken! (frei nach A. de Saint-Exupéry)
Das gefällt mir an Martin: Er hat sich bewusst entschieden - für Jesus Christus, gegen den Dienst im römischen Staat.
Deshalb ist er ein würdiger Patron des Burgenlandes: Die politisch Verantwortlichen des vor knapp mehr als 100 Jahren gegründeten neuen Bundeslandes haben sich ebenfalls bewusst entschieden. Sie wollten dem neuen "Land" nicht nur eine politische Grundlage, sondern auch eine gemeinsame Identität ermöglichen.
Alle, die sich dem Burgenland und seinem Patron zugehörig fühlen, sind eingeladen, mit dem heiligen Martin gemeinsam in dieselbe Richtung zu blicken.
Martin hat auf Jesus Christus geblickt, den menschgewordenen Gottessohn. Wenn auch wir immer wieder bewusst auf Gott schauen, dann können wir gar nicht anders, als aufeinander zu schauen - aufeinander zu achten, füreinander einzustehen.
© nikfai