Ich bin erschöpft
Mein Gott, wie atemlos ich bin! Und so erschöpft. Erschöpft ist meine Kraft, und das letzte Quäntchen Geduld ist verbraucht. Dort, wo ich bin, hält mich nichts mehr. Auf einem Gipfel möchte ich stehen! Oder am Ufer des Meeres. Frischen Wind will ich atmen. Ich habe Sehnsucht: nach Ruhe, nach Heiterkeit, himmlischer Weite. Guter Gott, hilf du mir, meine Gedanken zu lösen und meinen Blick zu befreien: So vieles bedrückt mich und lähmt mich. Und Sorgen machen mich blind. Nun aber möchte ich Pinien und Weißwurz, Föhren und Strandnelken, Löwenzahn, Klatschmohn und Zittergras sehen, Herr, mit ganz neuen Augen! So als hättest du alles zum ersten Mal mir gezeigt, als erwachte die erste Liebe in mir. Ich möchte erleben, wie Regen der durstigen Erde den Trank reicht. Und wenn die Sonne hell aufstrahlt, will ich mich hüllen in ihre Wärme und in ihr Licht. Unerschöpfliche Sonne! Doch wie unerschöpflich bist du, Gott! Diesen Gedanken denken und durch den Sonnentag gehen, als begänne der erste Tag meines Lebens - um diese Gnade, Herr, bitte ich dich.
Amen.