Gesehen? GESEHEN!
Barock? Na klar, oder? Jein!
Man sieht nur, was man weiß, so auch in der Loretto-Kapelle hinter der III. Station des Kalvarienberges am Oberbeg, wo vor einigen Jahrzehnten - nicht einmal ältere Bergler können sich erinnern wann genau - jener Altar aufgestellt worden war, welcher zuvor - folgt man der alten Kunsttopographie des Burgenlandes - in der ersten Grab-Marien-Kapelle aufgestellt war. Für viele Besuche des Kalvarienberges, aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kirchendienstes ist dieser Altar einer der schönsten Barockaltäre der Kirche. Aber ist er wirklich Barock?
Zunächst muss man die Frage beantworten, ob immer schon ein Loretto-Altar war und das verrät uns die Kunsttopographie, dass dies nicht so ist, vielmehr war ein MarienBILD an jenem Platz, wo heute die MarienSTATUE aufgestellt ist. Und auch die Assistenzfiguren dürften einmal wo anders aufgestellt gewesen sein, zumindest hat man für den Hl. Franziskus und den Hl. Antonius neue Postamente gebraucht und diese - Blumenbords gleich - schnell aus Holz gefertigt. Durch die geschickte Bemalung und die gelungene Anordnung des Altares bei der Neuaufstellung fällt dies erst auf den zweiten - und genauen Blick - auf.
Gesehen? GESEHEN!
PS: Und dann hat man einst bei der Übertragung des Altars auch die Assistenzfiguren der trauernden Frauen aus der Grab-Marien-Kapelle zum neuen Aufstellungsort mitgenommen, lediglich ein trauender Mann ist am alten Aufstellungsort über geblieben und auch eine weitere Figur konnte identifiziert werden, nämlich eine von zwei Figuren, welche ursprüngliche in der heutigen Loretto-Kapelle aufgestellt waren. Wo die nun steht? Wir werden es bald verraten.
Gesehen? GESEHEN!
Man sieht nur, was man weiß. So ist es auch beim theologischen Konzept der „Grab Mariens-Kapelle“ am Kalvarienberg am Oberberg.
Betritt man jenen Raum, in welchem einst der Begräbniszug Mariens aufgestellt war, so wird der Blick schon unweigerlich auf beide folgenden Kapellen gelenkt, welche im Gegensatz zu den meisten Kapellen und Räumen des Kalvarienberges verputzt sind. Im ersten dieser Räume befindet sich heute jene Figurengruppe, welche den Sarg Mariens trägt. Der gemauerte Altar auf der rechten Seite trug früher den barocken Aufbau des Altars der heutigen Lorettokapelle, welche hinter der III. Station des Kalvarienberges liegt.
Der zweite Raum birgt unter der Altarmensa das Grab Mariens. Die Figur ist genauso geschnitzt und bemalt wie jene aus dem Trauerzug.
Bemerkenswert ist ein großformatiges Bild, welches das Thema „Maria Himmelfahrt“ aufgreift.
Die Apostel sind um das geöffnete Grab versammelt, welches leer ist. Blumen und Kräuter verweisen auf den Duft, der der Legende nach dem Grab entstiegen sei.
Maria ist schon erhöht im Himmel dargestellt.
Wenn der Betrachte den Raum mit dem Grab Mariens betritt und zuvor schon hinauf geblickt hat, so sieht er durch einen geschickt positionierten Fensterdurchbruch nur die Himmelfahrt Mariens. Das auf dem Bild abgebildete Grab ist nicht zu sehen. Nur Leben in Fülle. Leben in Fülle, auf welches uns dieser kleine Kunstgriff der barocken Architektur verweisen will.
Gesehen? GESEHEN!
PS: Wir laden herzlich ein, diese wohl einzigartige Kapelle zu besuchen.
Gesehen? GESEHEN!
Heute starten wir mit unserer zweiten neuen Serie auf unserer Facebookseite: „Gesehen? GESEHEN!“, denn man sieht nur, was man weiß. So werden wir in dieser Serie manch interessanten Einblick gewähren und manches Geheimnis lüften. Denn, hätten Sie gewusst, dass mancher Barockaltar gar nicht so barock ist, wie er auf den ersten Blick aussieht? Oder wussten Sie, dass Mozart, Beethoven und Schubert in Haydns Grab verewigt sind oder welche Medaillons den Messkelch zieren, der jeden Sonntag Verwendung findet? In unserer neuen Serie können Sie dies alles erfahren.
Heute starten wir mit dem heiligen Nepomuk, welcher auf einem Sandsteinsockel vor der Kirche steht. Normalerweise ist das Attribut des heiligen Nepomuk das Kreuz und oftmals der auf die Lippen gelegte Zeigefinger, welche an das Beichtgeheimnis, welches der heilige Nepomuk trotz Folter nicht gebrochen hat, erinnern soll. Unser Nepomuk hält zwar ein Kreuz in der Hand, auf das Beichtgeheimnis verweist aber der Engel, der vor dem Heiligen sitzt.
Gesehen? GESEHEN!