Die Benediktiner von Lambach in Oberösterreich betreuten seit dem Ende des 17. Jahrhunderts die Esterházysche Patronats- und Wallfahrtspfarre Kleinfrauenhaid. Der erste Stiftspfarrer, P. Leopold Peverelli trug sich mit dem Gedanken im heutigen Burgenland eine Art Tochter-Abtei zu errichten. Der neue Abt könnte dann als "Hausabt" beim Fürsten Esterházy fungieren. Diese Idee, die auch von Kardinal Kollonitsch befürwortet wurde, kam nicht zur Verwirklichung.
Der Fürst berief im Jahre 1701 den damaligen Pfarrer von Mattersburg, Paul Ugrinovics, nach Eisenstadt. Ihm wurden die Schlosspfarre, das Benefizium St. Radegund von Großhöflein und das Stephansbenefizium von Kleinhöflein übertragen. Er war damit der erste Propst von Eisenstadt-Oberberg.
Übrigens hatte für ihn der damalige Bischof von Raab, der spätere Kardinal Kollonitsch, den "Tischtitel" übernommen und auch seine Erhebung zum Propst bestätigt.
Der neue Propst musste jeden Samstag in Kleinhöflein und ebenso einmal in der Woche in Großhöflein die hl. Eucharistie feiern.
Er wohnte anfangs zusammen mit seinen zwei Kaplänen im Schloss zu Eisenstadt. Seit dem Jahre 1721 lebte er im Propstenhof in Kleinhöflein, während die Kapläne die Schlosspfarre in Eisenstadt zu betreuen hatten. Nur bei besonderen Anlässen, wenn der Fürst in Eisenstadt residierte, feierte der Propst den Gottesdienst in der Schlosskirche. Im Anschluss daran war er beim Fürst zu Tisch geladen.
Nach dem Tod des Pfarrers von Kleinhöflein, Adalbert Schendl (10. Oktober 1755) wurde diese Pfarre mit der Schlosspfarre verbunden (bis 1791), sodass die Pröpste Matthias Knoblauch, Stefan Pecher und Johann Horvath auch Pfarrer von Kleinhöflein waren. Sie lebten aber nicht mehr im Propstenhof, sondern im Kleinhöfleiner Pfarrhof.
Zur Zeit des Propsten Ugrinovics wurde in Eisenstadt-Oberberg auf Anregung des Fürsten Paul Esterházy von dem Franziskaner Felix Nierinck der Kalvarienberg errichtet und die Marienstatue aus dem Badhaus in Großhöflein nach Eisenstadt gebracht. An sich hatte der Schlosspfarrer mit dem "Berg" eigentlich nichts zu tun. Das ist u.a. aus der Tatsache ersichtlich, dass die Überführung der Gnadenstatue von Großhöflein nach Eisenstadt nicht Propst Ugrinovics, sondern der Stadtpfarrer und spätere Titular-Bischof Matthias Marckl, der damals Dechant von Eisenstadt war, leitete (1711).
Den Gottesdienst und die Betreuung der zahlreichen Wallfahrer hatten die Franziskaner vom Berg übernommen (1711). Erst mit der Aufhebung des Franziskanerklosters am "Berg" (1781 bzw. 1787) stellte sich die Frage, was mit der Wallfahrtskirche, dem Kalvarienberg und den Wallfahrern in Zukunft geschehen sollte.
Nach langen Verhandlungen kam man zur Lösung: der jeweilige Propst- und Schlosspfarrer hat auch die Gläubigen am "Berg" zu betreuen. Er ist "Doppelpfarrer". Sowohl die Schlosspfarre als auch die Pfarre Eisenstadt-Oberberg werden von ihm betreut. So blieb es bis zum Jahre 1967.
Im Zusammenhang mit der damaligen Patronatsablöse endeten die pfarrlichen Rechte und Pflichten der Schlosspfarre.
Die Benefizien zur hl. Radegundis und zum hl. Stephan, die mit der Schlosskirche verbunden waren, werden nun mit dem Pfarrbenefizium zu Maria Heimsuchung (Bergkirche) vereinigt. Die Pfarre hat nun den offiziellen Titel: "Propstei- und Stadtpfarre zu Maria Heimsuchung sowie zum hl. Stephan und zur hl. Radigundis in Eisenstadt-Oberberg".
Quelle: Diözesanarchiv