Pfarrblatt Osterausgabe 2023
Geschätzte Pfarrverbandsfamilie!
Im Tagesgebet des dritten Fastensonntags drückt sich der Charakter der Fasten- und Osterzeit folgendermaßen aus:
„Gott, unser Vater, …. sieh auf unsere Not und lass uns Vergebung finden durch Fasten, Gebet und Werke der Liebe.“ Darf ich mich heuer
mit euch über das Gebet austauschen! Der Talmud sagt, „Gebet ohne Andacht ist ein Leib ohne Seele.“ Das Beten ist die Seele unseres Miteinanders und unserer Gemeinde. Beten heißt, sich Gott zuzuwenden.
In unserem Christentum, sowie in anderen Religionen der Welt schafft das Beten Gemeinschaft. Wie beten wir? Im Matthäus Evangelium lesen wir:
„Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! … Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu, dann bete zu deinem Vater, der
im Verborgenen ist!“ (Mt 6,5-6) So zu beten ist auch richtig, aber triff t den dialogischen Charakter und Gemeinschaftssinn nicht ganz. Beten ist Sprechen
mit Gott und wir Christen haben vertraute, schöne Gebetsformulierungen, die wir überliefert bekommen haben. Meistens sind sie so formuliert, dass sie
an eine Mehrheit von Menschen adressiert sind, wie etwa auch das bekannteste Gebet des Christentums, das „Vater unser“, es heißt also nicht „Vater mein.“ Beten ist nicht immer das Sprechen „mit“ Gott, es ist öfter das Sprechen „zu“ Gott, bei dem wir dann aber in der Einsamkeit und Dunkelheit verbleiben.
Wenn wir aber gemeinsam in der Kirche beten, sprechen wir mit und zu Gott, wie auch beim Wachtgebet für unsere Verstorbenen. Dabei überlassen wir
es oft den Vorbeterinnen, unsere Anliegen vor Gott zu bringen. In aller Stille im Gebet zu verweilen ist ein wichtiger Aspekt der Tiefe und der Kontemplation mit Gott, die Sehnsucht unserer Herzen gemeinsam
auszusprechen, zu antworten und sprachlich im gemeinschaftlichen
Gebet mitzuschwingen, ist aber genauso wesentlich für den inneren Dialog mit Gott.
Unsere Vorbeterinnen fühlen sich dabei oft alleine gelassen und von ihrer Gebetsgemeinschaft, nicht getragen und nicht erwidert. Sie sind unsere Weggefährtinnen in schwersten Stunden. Sie begleiten uns und helfen uns das Gebet zu leiten. Lassen wir sie dabei nicht alleine. Sicher denken manche Menschen, warum möchte Gott, dass ich ihm etwas im Gebet sage? Er weiß, doch alles von mir, dann reicht es, wenn ich nur da bin. Ja und Nein! Im Gebet zeigen wir Gott unser Vertrauen, in dem wir mit ihm und miteinander sprechen, Kommunikation halten und damit Kommunität und Gemeinschaft pfl egen. Still sein hat auch Platz im Gebet. Viele Menschen machen die Erfahrung, dass es gut ist, einfach still zu werden und in der Gegenwart des schweigenden Gottes zur Ruhe zu kommen. Der schweigende Gott und der schweigende Mensch können sehr wohl einander sehr nahe sein. Vielleicht hat Jesus das gemeint, als er sagte, man solle beim Beten nicht viele Worte machen, aber die gemeinsamen Anliegen werden auch ausgesprochen.
Geschätzte Pfarrverbandsfamilie, sei es in Neuhaus am Klausenbach oder in St. Martin an der Raab, versuchen wir bei der Totenwache mitzusprechen und nicht nur dabei zu sein. Beginnen wir damit am Gründonnerstag bei der Ölbergstunde, wenn wir für unsere Verstorbenen beten.
Im Namen der Pfarrgemeinderatsmitglieder des
Pfarrverbandes und des Redaktionsteams, wünsche
ich Euch ein FROHES und GESEGNETES OSTERFEST!
Jesus ist auferstanden. Er ist wahrhaft
auferstanden. Amen. Halleluja!
Euer Martin-Ralph Kalu